Wie die Volume Couture Grenzen in Frage stellt - séduction Magazin Österreich
FASHION

Wie die Volume Couture Grenzen in Frage stellt

Von Tamara Draisbach 1. Feber 2024
Credit: Spotlight Launchmetrics
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Größer, höher, weiter: Immer wieder, und da bildete die jüngste Fashion Week in Paris keine Ausnahme, experimentieren Designer und Designerinnen mit neuen Formen, welche die Silhouette des Körpers erweitern oder gänzlich verändern. Volume Couture kann Grenzen erweitern, aber auch verringern, wie die Geschichte zeigt. 

Gesellschaftliche Funktionen von Volume Couture

Künstlich kreiertes Volumen hat eine lange Tradition in der Mode. Man denke nur an die  gigantischen Reifröcke im Barock und Rokoko oder die ausladenden Schulterpolster in den Achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Bei Volume Couture geht es oft um mehr als nur die Freude an der Innovation. Meist steckt eine gesellschaftliche Funktion dahinter. Die barocken Reifröcke, gern in Kombination mit einem Korsett, stellten eine enorme Einschränkung der Bewegungsfreiheit der adligen Frauen dar, die sie trugen. Sie sahen hübsch aus und fielen auf, aber sich Vergnügungen hingeben, reiten geschweige denn schnell laufen war kaum möglich. Anders die Schulterpolster der Achtziger: Sie passten die Silhouette der selbstbewussten und berufstätigen Frauen der ihrer männlichen Kollegen an, indem sie die Schultern breiter erscheinen ließen. 

Volume Couture bei der Prêt-à-Porter-Schau

Bei Zimmermann sahen wir bei der SS24 Prêt-à-Porter-Schau Kleider, die durch geschicktes Layering Volumen erzeugten, dabei jedoch dank des Materials luftig und sommerlich blieben — das erlaubt es, aufzufallen und Raum einzunehmen, ohne zu viel an Bewegungsfreiheit zu verlieren. Balenciaga zelebrierte mit übergroßen Anzugjacken das Schulterpolster, so sehr, dass die Modelle schon in der Kleidung zu versinken scheinen. Alexander McQueen präsentierte Kleider, die sowohl in ihrer Form als auch in der Farbgebung vulvisch wirkten, ein wichtiges Statement für die sexuelle Selbstbestimmung der Frau. Auf die Spitze getrieben hat die Volume Couture sicherlich Christian Cohen, der seine Modelle in übergroße Plüschbälle und Diskokugeln steckte, worin diese gerade so den Catwalk bewältigen konnten ohne umzufallen. Und schließlich sahen wir Kleider mit maximalistischen Blumenverzierungen bei Balmain. Hier wird der Körper zur Leinwand der skulpturalen Materialkunst. 

Fazit

Die Lister der Designer und Designerinnen, die in dieser Saison bereits mit Volume Couture experimentiert und damit ganz unterschiedliche Wirkungen evoziert haben, könnte noch lange fortgeführt werden. Festhalten lässt sich jedoch, dass Volume Couture ein faszinierendes Mittel der Mode ist, sich gesellschaftlichen Raum zu verschaffen — oder eben nicht.